Das wesentlichste an einem Computer sind bekanntlich die Ein- und Ausgabeschnittstellen und zu diesen gehört freilich nicht zuletzt ein Drucker. Selbige gibt es denn auch in Hülle und Fülle, womit es eigentlich unproblematisch sein sollte, für seinen Amiga einen passenden zu finden.
Ist es auch, das Problem ergibt sich erst, wenn man feststellt, daß die Hersteller nur Treiber für PC und Mac mitliefern und der Amiga-User somit einen Drucker hat, der nicht mit dem Amiga reden will. Neben diversen vereinzelten Treibern, die von Hobby-Programmierern angeboten werden, und dem vorbildlichen Service von Canon, die ein eingeschränktes "Studio"- Paket mit aktuellen Treibern durchs Aminet schicken, gibt es zwei kommerzielle Treibersysteme, die Abhilfe schaffen.
Das eine ist "Studio V2.x", das andere "TurboPrint", das schon auf eine längere Tradition zurückblickt und von dem nunmehr die Version 6 erschienen ist. Dieser Test soll das Programm im allgemeinen vorstellen und die Neuerungen unter die Lupe nehmen.
TurboPrint wird auf einer Diskette und mit gedruckter Dokumentation ausgeliefert. Letztere besteht aus dem Handbuch zur Version 4 und einem zusätzlichen Heft, in dem sämtliche Änderungen der Version 6 ebenso ausführlich beschrieben sind. Bei einem Update erhält man entsprechend nur das Heft zur Version 6.
Bei der Installation, welche von einem Installer-Script besorgt wird, wird im Gegensatz zu früheren Versionen die Eingabe des Namens und der Registriernummer verlangt, die dann auf der Originaldiskette gesichert werden. Die Installation erfolgt komfortabel und problemlos und es besteht bereits die Möglichkeit, einige Vorkonfigurationen vornehmen zu lassen.
Ist dies vollzogen, findet der User in der TurboPrint-Schublade im Wesentlichen das Hauptprogramm, den GrafikPublisher und das neue TurboSpool. In der WBStartup-Schublade werden vorbildlich nur Projekt- Icons angelegt, die auf diese Programme verweisen.
Das Hauptprogramm ist freilich der Kern des Paketes. Hier werden sämtliche Einstellungen vorgenommen. Die Original-WB-Einsteller werden dabei überflüssig, da TurboPrint ihre Funktionen vollständig übernimmt. Im Gegensatz zum Studio-Treiber bietet TurboPrint keine WB-Druckertreiber an, die in DEVS:Printers installiert werden, sondern fängt sämtliche Druckaufträge, die an PRT: gesendet werden, ab und verwaltet sie selbst.
Dies mag zunächst ein wenig suspekt erscheinen, erweist sich in der Praxis aber als äußerst komfortabel, da nun nicht mehr in jedem Programm der richtige Druckertreiber eingestellt werden muß, sondern dies global von TurboPrint verwaltet wird. Dennoch werden die einzelnen Druckparameter, wie Druckdichte oder ähnliches von den Anwendungen übernommen.
Zum Management der eigenen Einstellungen bietet TurboPrint die Möglichkeit, verschiedene Einstellungsdateien anzulegen, die auch recht komfortabel verwaltet werden. Dazu präsentiert das TP-Fenster, das via Hotkey geöffnet werden kann, eine Karteikarte, in welcher man neben den Schnittstellen- Einstellungen auch die Liste eben jener Dateien findet. Dies ermöglicht ein relativ schnelles Umschalten der Einstellungen.
Neben dieser gibt es noch sechs weitere Karteikarten, auf denen sämtliche Funktionen zur Konfiguration des Programmes untergebracht sind. Diese präsentieren sich je nach Druckertyp mit variierendem Inhalt. Die Einstellmöglichkeiten sind sehr umfangreich und lassen kaum Wünsche offen, so daß ich hier nicht näher ins Detail gehen möchte.
Besonderheiten sind hierbei allerdings die Poster-Funktion, mit Hilfe derer sich bis zu 8x8 Seiten große Poster drucken lassen, die löbliche TrueMatch-Farbkorrektur, mit deren Hilfe sich der Ausdruck an das Monitor- Bild anpassen läßt und zu der für jeden Drucker bereits individuelle Einstellungsdateien beiliegen, und die Hardcopy-Funktionen, die unter anderem die Installation eines ScreenSnappers ersparen. Außerdem bietet TurboPrint viele verschiedene Algorithmen zur Musterung des Ausdrucks, mit Hilfe derer sich 256 Graustufen realisieren lassen - statt 16 ohne TurboPrint.
Neu am Hauptprogramm ist gegenüber der Version 5 nur, daß nun eine PowerPC-Unterstützung aktiviert werden kann, so daß rechenintensive Funktionen durch PowerPC-Routinen durchgeführt werden, sofern ein solcher vorhanden ist.
Mehr Neuerungen findet man da schon beim GrafikPublisher.
Dieser dient vornehmlich dazu, Bilder auszudrucken und dabei den Ausdruck nach Wunsch zu gestalten. So können nicht nur Bildposition, -größe und -ausschnitt festgelegt werden, sondern es lassen sich auch die Farb- und Gamma-Werte, sowie Helligkeit, Kontrast und ähnliches variieren, um den Ausdruck an das Monitorbild anzupassen oder auch zu verfremden. Der GrafikPublisher versucht dabei stets die Bildschirmdarstellung an den Ausdruck anzupassen, so daß der Anwender sofort sehen kann, wie sich seine Handlungen auf das Resultat auswirken. Dies klappt natürlich umso besser, je farbenreicher der Bildschirm ist, der für den Publisher eingestellt ist. Hier ist der Besitz einer Grafikkarte von großem Vorteil.
Neu in Version 6 ist hierzu nun auch die Möglichkeit einer Texteinbindung gekommen. Diese verwendet Amiga-Bitmap oder Intellifont-Outline-Fonts, wobei letzteres freilich zu empfehlen ist, da diese dann frei skalierbar sind. Außerdem läßt sich die Farbe der Schrift wählen, sie läßt sich in 90°-Schritten drehen, und mit Hilfe der Transparenz-Einstellungen kann man die Schriften wie Schablonen über die Bilder legen. Man sollte sich von dieser Neuerung nicht zuviel erwarten, sie wird zwar viel gelobt, macht aber praktisch nur zur Beschriftung der Bilder oder für Banner- und Titelschriften Sinn. Für die Verbindung von Text und Bild empfiehlt sich nach wie vor die Verwendung einer Textverarbeitung oder eines DTP- Programmes.
Die zweite Neuerung ist die PhotoOptimize-Funktion, die die Bildwerte automatisch für die Grafik zu optimieren versucht und somit dem User ewiges Herumexperimentieren abnehmen soll. In der Praxis klappt dies nur bedingt. Bei einem der getesteten Bilder veränderte die Funktion die Werte überhaupt nicht, obwohl beim Ausdruck ein Blaustich auftrat, bei zwei anderen funktionierte sie allerdings recht gut, so daß Kontraste und Farben letztendlich besser heraustraten.
Zu guter letzt gesellte sich in der Version 6 nun auch der lange vermißte Druckerspooler dazu.
TurboSpool ist ein Commodity, das die Druckaufträge abfängt und zunächst auf der Festplatte zwischenlagert, bevor sie an den Drucker weitergegeben werden. Die Vorteile, die daraus resultieren, sind einerseits, daß die jeweiligen Anwendungen nicht warten müssen, bis sie wieder in den Druckerspeicher schreiben können und so in der Regel nach kürzester Zeit weitergearbeitet werden kann, andererseits der, daß eine Vielzahl von Druckaufträgen direkt hintereinander abgesendet werden und in einer Warteliste komfortabel verwaltet werden können. So lassen sich Druckaufträge zwischenzeitlich stoppen oder ganz löschen und die Reihenfolge kann geändert werden.
TurboSpool bietet verschiedene Einstellmöglichkeiten, mit denen sich unter anderem festlegen läßt, wo die Druckdaten zwischengelagert werden sollen und wie sich das TurboSpool-Fenster verhalten soll. So läßt sich einstellen, daß TurboSpool versteckt bleiben soll, bis ein Druckauftrag ankommt und dann entweder ein AppIcon oder ein Fenster öffnet. Leider jedoch wird dieses Icon bzw. Fenster nach dem Beenden des Druckvorganges nicht automatisch wieder entfernt, so daß dies immer der User selbst tun muß.
Die Druckaufträge werden aber schnell entgegengenommen und es traten keine Probleme bei der Weiterleitung auf. Aufpassen sollte man jedoch bei der Wahl des Spool-Verzeichnisses. Eine umfangreiche Grafik kann schnell 30MB oder mehr Festplattenplatz belegen.
Alles in allem läßt sich sagen, daß TurboPrint die lange Reifezeit genossen hat und immer mehr zu einem Programm avanciert, das wirklich nur noch sehr minimale Mängel aufweist. Dennoch könnte der Preis etwas niedriger angesetzt werden, sowohl bei Neukauf als auch der des Updates, insbesondere, da neue Druckertreiber immer nur über ein komplettes Update erscheinen und nicht wie beim Studio-Paket als kleinere Updates durchs Aminet gepostet werden.
Produkt: | TurboPrint Pro | Hersteller: | IrseeSoft |
Art: | Druckertreiber | Version: | 6 |
Preis: | 150 DM | Bez.Quelle: | IrseeSoft |
Leistungsfähigkeit: | 1 | ![]() | |
Benutzerfreundlich: | 1 | ||
Dokumentation: | 1 | ||
Preis-/Leistung: | 2 | ||
Gesamt: | 1 | ||
IrseeSoft, Meinrad-Spieß-Platz 2, 87660 Irsee, Tel.: 08341/74327 |
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